
Das britische Start-up plant die Markeinführung in den USA für Anfang 2022. Die Expansion nach Europa und demnach auch Deutschland soll kurz danach erfolgen.
Enormes Wachstum von Zilch
Das in London ansässige Fintech-Unternehmen Zilch hat in nur acht Monaten seine Bewertung vervierfacht und erhält damit den Status eines „doppelten Einhorns“. Als ein Einhorn werden junge Unternehmen bezeichnet, die mit einer Milliarde oder mehr bewertet werden. Mitte November 2021 verkündete Zilch, dass es in einer C-Serien-Finanzierungsrunde 110 Millionen Dollar aufbringen konnte. Die Kapitalerhöhung wurde von dem Unternehmen Ventura Capital angeführt, das bereits Alibaba und Spotify unterstützt hat. Damit wird das Start-up nun mit zwei Milliarden Dollar bewertet. Im März 2021 lag die Bewertung noch bei 500 Millionen Dollar, was bedeutet, dass der Wert des Unternehmens in nur acht Monaten um 300 Prozent gestiegen ist.
Laut einer Studie braucht ein Unternehmen im Schnitt sieben Jahre, um den Einhorn-Status bzw. die Eine-Milliarden-Dollar-Marke zu knacken. Zilch wurde 2018 gegründet und ist damit in nur 40 Monaten zum schnellsten europäischen Einhorn geworden, das jemals diesen Meilenstein erreicht hat.
Inzwischen hat Zilch 1,2 Millionen Kunden nur ein Jahr nach der Markteinführung. Zum Vergleich: Das ebenfalls wachstumsstarke Fintech-Unternehmen Revolut hat rund drei Jahre gebraucht, um die gleiche Anzahl an Nutzern zu erlangen.
Vorteile von Zilch
Zilch hebt sich von seinen Konkurrenten wie Klarna und Afterpay dadurch ab, dass es seinen Nutzern einen personalisierten Kreditrahmen anbietet, der dann in Raten zurückgezahlt wird. Damit bietet das Start-up ein BNPL-Angebot, mit denen Kunden überall einkaufen können, wo Mastercard akzeptiert wird und nicht nur bei Unternehmen, die direkt in Beziehung mit dem Fintech stehen. Denn die meisten Konkurrenten bieten diese Option erst an der Kasse an und sind damit abhängig von den Händlern.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus, dass Zilch bereits von der britischen Finanzaufsichtsbehörde Financial Court Authority reguliert wird und somit die Kreditwürdigkeit der Nutzer ordnungsmäßig geprüft wird. Andere BNPL-Anbieter ohne regulatorische Sicherheit sind der Willkür der Aufsichtsbehörden ausgesetzt, wenn es um Maßnahmen in diesem Segment geht.
Zudem fallen für diejenigen, die nicht zahlen können, keine Zinsen sowie Verzugszinsen an. Ganz nach dem Motto „ein Strike und du bist raus“, besteht die einzige Strafe darin, dass Nichtzahler die App nicht mehr nutzen dürfen.
Zukunftspläne von Zilch
Anfang 2021 wurde Zilch durch eine Finanzierung von Goldman Sachs in Höhe von 125 Millionen Euro unterstützt. Insgesamt hat das Unternehmen 340 Millionen Dollar an Eigen- und Fremdkapital aufgebracht. Dieses Geld soll Zilch vor allem dabei helfen, im US-Markt Fuß zu fassen. Die erste Niederlassung in Miami gibt es bereits und soll Anfang 2022 an den Start gehen. In den USA erwartet Zilch starke Konkurrenz, was laut Philip Belamant, CEO des Spart-ups, einen großen Vorteil darstellt: „Wir sind Klarna und Afterpay sehr dankbar, dass sie [dort] phänomenale Arbeit geleistet haben. Die Investoren fragen immer: 'Werden Sie die Produkt-Markt-Anpassung durchführen? Und ich antworte: 'Leute, das haben sie schon für uns getan.' "
Zilch generiert 80 Prozent seiner Einnahmen durch Provisionen. Konkret bedeutet das, dass Händler für die Anzeige ihrer Webseite in der Zilch-App zahlen und Zilch wiederum einen Anteil für jeden getätigten Kauf erhält. Für die Zukunft plant Zilch seine App in eine Instagram-ähnlichen Feed umzuwandeln. Es soll eine Shopping-App entstehen, die es auch normalen Nutzern ermöglicht, eine Provision für alle Produktlinks zu erhalten, die sie mit ihrem Netzwerk teilen.
Des Weiteren will das Unternehmen in Zukunft laut Belamant den Fokus unter anderem auf Nachhaltigkeit setzten. Zilch plant dafür Rewards einzuführen, die Kunden für Zwecke ihrer Wahl spenden oder zum Ausgleich des CO2-Fußabdruckes nutzen können. Dafür arbeiten bereits drei der derzeitigen Mitarbeiter in einem Nachhaltigkeits-Team.
So funktioniert Zilch
Zilch wurde 2018 in London gegründet und hat sich auf BPNL-Services spezialisiert. Durch den Einsatz einer Open-Banking-Technologie können sich Nutzer nur so viel Geld leihen, was sie sich auch leisten können und verhindert so automatisch die Entstehung von Schulden. Dabei ermöglicht das Fintech-Unternehmen seinen Kunden uneingeschränkten Zugang zum gesamten Einzelhandel. Gemäß dem „Buy Now Pay Later“-Angebot muss der Betrag einer Transaktion in vier gleichen Raten über einen Zeitraum von sechs Wochen zurückgezahlt werden. Anders als bei herkömmlichen Kreditkarten gibt es weder Zinsen noch Verzugszinsen. Allerdings dürfen Kunden, die nicht zahlen, als Konsequenz die App in Zukunft nicht mehr nutzen.