
Die Verbraucherschützer fordern neben klaren Vorgaben der Bundesregierung auch eine Art Bestandsgarantie für Bargeld.
Vzbv-Gutachten zeigt Handlungsbedarf im digitalen Zahlungsverkehr
Wer am wirtschaftlichen Leben teilnehmen will, kommt als Verbraucher nicht um den Zahlungsverkehr herum. Doch im Zuge der Digitalisierung wird der Zahlungsverkehr immer komplexer. Darum hat das Forschungsinstitut ibi research im Auftrag des vzbv ein Gutachten erstellt, das sich mit der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs und den Bedürfnissen der Verbraucher beschäftigt.
Der vzbv beobachte vor allem, dass Anbieter zunehmend ihre Marktposition ausnutzen und dadurch die Bedürfnisse von Verbrauchern zu kurz kommen, so Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzmarkt im vzbv. Die Politik müsse die Weichen für den Zahlungsverkehr der Zukunft stellen, damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen und die Privatsphäre geschützt werde. Außerdem müsse sichergestellt werden, dass alle Zugang zum Zahlungsverkehr haben, so Mohn.
Kritik an der Marktdominanz einzelner Anbieter
Im Fokus der Kritik des Gutachtens steht die Marktdominanz einzelner Anbieter, die sich nachteilig für den Kunden auswirkt. Geht es beispielsweise um die Kosten des Angebotes, das Ausmaß der kommerziellen Überwachung oder um einen unzureichenden Kundenservice, können sich Verbraucher aufgrund der hohen Marktkonzentration kaum wehren. Denn laut des Gutachtens mangelt es an alternativen Angeboten, da der Markt für den digitalen Zahlungsverkehr von einigen wenigen Anbietern dominiert wird. Zudem erschwere die zunehmende Digitalisierung des Zahlungsverkehrs einigen Verbrauchergruppen den Zugang zum Markt.
Bargeld soll bleiben
Weitere Erkenntnisse des Gutachtens zeigen, dass in der Zukunft sowohl Bargeld als auch digitale Zahlungsmittel aufseiten der Verbraucher gewünscht sind: „Bargeld ist Verbraucherinnen und Verbrauchern weiterhin wichtig. Das Zahlungsmittel gerät aber zunehmend unter Druck. Der Gesetzgeber muss sicherstellen, dass Bargeld im Handel weiterhin akzeptiert wird und Verbraucherinnen und Verbraucher leicht Zugang dazu haben“, so Mohn.
Gleichzeitig heben die Verbraucherschützer hervor, dass die Vorteile digitaler Zahlungsmittel genutzt werden sollen, ohne den Verbraucher zu schaden. Chancen sieht der vzbv beim digitalen Euro. Allerdings müsse der für ein deutlich höheres Maß an Privatsphäre sorgen als das bislang bei etablierten Markteilnehmern der Fall sei.
Vzbv fordert Maßnahmen auf EU- und Bundesebene
„Die EU sollte Zahlungslösungen fördern, die EU-weit universelles, grenzüberschreitendes Bezahlen zu günstigen Konditionen ermöglichen. Wichtige Voraussetzung dafür: Echtzeitüberweisungen müssen zum ‚new normal‘ werden. Dafür muss die EU sicherstellen, dass jede Bank Echtzeitüberweisungen zu angemessenen Entgelten anbietet und dabei Verbraucherschutzstandards gelten“, so Mohn.
Auch auf Bundesebene sehen die Verbraucherschützer Handlungsbedarf. „Deutschland benötigt eine eigene Strategie für den Zahlungsverkehr der Zukunft.” Für die Entwicklung und Umsetzung dieser Strategie schlägt der vzbv die Einrichtung einer Kommission vor, die eine Strategie für den Zahlungsverkehr der Zukunft entwickelt, der die europäische und die deutsche Perspektive verbindet.