
Mobile Wallets, virtuelle Karten und Biometrie sind hier die relevanten Stichwörter, die die Trends bei der Nutzung von Kreditkarten im 21. Jahrhundert beschreiben.
Mobile Wallets
Die Trends der Verbreitung und Nutzung von Kreditkarten ist eng verbunden mit den zugrunde liegenden Kartentechnologien und der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs. Darüber hinaus haben die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in den letzten Jahren die Digitalisierung in vielen Lebensbereichen beschleunigt und unter anderem zu einem Anstieg der Nutzung bargeldloser Zahlungsmittel geführt. Ein Beispiel hierfür sind mobile Geldbörsen (engl. Mobile Wallets). Mobile Wallets sind Tools für Online-Zahlungen, meist in Form einer App, die digitale Versionen der Debit- und Kreditkarten des Nutzers speichern. Auf diese Weise werden alle Transaktionsdaten auf einem einzigen Gerät gespeichert, wodurch es Nutzern ermöglicht wird, Einkäufe zu tätigen, ohne Karteninformationen eingeben oder die Karte bei sich zu haben zu müssen. Mobile Wallets bieten somit eine Reihe von Vorteilen wie beispielsweise eine höhere Bequemlichkeit, Schnelligkeit und Sicherheit.
Ein aktuelles Beispiel für die Verbindung von Kreditkarte und mobiler Geldbörse ist die Apple Card, die Ende August 2019 in Kooperation mit Goldman Sachs in den USA auf den Markt kam. Die Apple Card ist auch als physische Metallkarte erhältlich und enthält keine Kartennummer, keinen CVV (Card Verification Value) und kein Ablaufdatum. Eine Unterschrift auf der Karte ist auch nicht erforderlich. Wie herkömmliche Kreditkarten bietet sie Cashback für Einkäufe bei Apple, Apple Pay, Uber und UberEats sowie Sofortprämien und das ohne jährliche Kartengebühr. Wann die Kreditkarte des Tech-Giganten nach Deutschland kommt, ist allerdings noch unklar.
Virtuelle Karten
Eine virtuelle Karte ist eine Karte, die nur in digitaler Form existiert und daher nur über ein Smartphone oder ein anderes digitales Gerät genutzt werden kann. Sie enthält Informationen wie die 16-stellige Kartennummer, das Gültigkeitsdatum und den CVV. Es ist wichtig, digitale Karten nicht mit virtuellen Karten zu verwechseln. Digitale Karten haben die gleichen Eigenschaften wie Plastikkarten. Im Gegensatz dazu sind virtuelle Karten in erster Linie für sichere Online-Käufe gedacht, haben eine begrenzte Gültigkeitsdauer, ein eher bescheidenes Transaktionslimit und verfügen nur über einige der üblichen Optionen. Die Technologie, die den virtuellen Karten zugrunde liegt, wurde bereits vor fast zwei Jahrzehnten auf dem Zahlungsmarkt eingeführt, um Zahlungsbetrug zu bekämpfen. Heute werden virtuelle Karten sowohl für Privat- als auch für Geschäftskonten verwendet. Emittenten wie American Express, Capital One und Visa bieten virtuelle Kartenlösungen sowohl für den privaten als auch für den geschäftlichen Gebrauch an. Im Gegensatz zu verschiedenen anderen Kartentypen und -technologien fallen bei virtuellen Karten keine Herstellungskosten an, und sie werden oft kostenlos angeboten. Virtuelle Karten sind dabei nicht an physische Zahlungskarten gebunden, sodass Nutzer die Karte löschen können, ohne dass dies Auswirkungen auf ihre Kontodaten hat.
Virtuelle Karten können auch als Einwegkarte verwendet werden. Dabei wird für eine bestimmte Transaktion automatisch eine unveränderliche Nummer nach dem Zufallsprinzip generiert. Diese Karten sind dann entweder mit einem Debit- oder Kreditkartenkonto verknüpft, wobei die Kontoinformationen niemals an den Händler weitergegeben werden.
Zahlungen mit virtuellen Karten können, wie bereits erwähnt, auf bestimmte Beträge, Zeitlimits und ein maximales Kreditlimit begrenzt werden, sodass eine Überschuldung ausgeschlossen ist, was bei risikoreichen Transaktionen von entscheidender Bedeutung ist. Obwohl diese Karten nicht völlig risikofrei sind, ist das finanzielle Ausmaß des Schadens begrenzt, d.h. Konto- und/oder Identitätsdaten können nicht gestohlen werden. Darüber hinaus bieten virtuelle Karten eine erhöhte Sicherheit in Form von Tokenisierung, ohne dafür Token eines bestimmten Zahlungsnetzwerks verwenden zu müssen. Vor allem im Bereich der B2B-Zahlungen bieten virtuelle Karten zahlreiche Vorteile. Denn virtuelle Karten verfügen über integrierte Sicherheitsfunktionen und vereinfachen den Zahlungsabgleich, indem sie die Automatisierung der Kreditorenbuchhaltung durch die Integration in bestehende Zahlungssysteme ermöglichen.
Biometrische Karten
Die zunehmende Nutzung von kontaktlosen Zahlungen wurde durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkt. Es gibt verschiedene Merkmale, die zur Bestätigung der Identität einer Person eingesetzt werden können. Im Zusammenhang mit Zahlungskarten gibt es jedoch ein Merkmal, das sich bei Banken und ihren Kunden schnell durchsetzt – der einfache Fingerabdruck. Die in Kredit- und Debitkarten integrierte biometrische Technologie bietet eine Reihe von Vorteilen. Für Kunden, die sich immer mehr an den Komfort des kontaktlosen Bezahlens gewöhnen, bietet die Biometrie eine zusätzliche Sicherheitsebene. Die Nutzer bezahlen ihre Waren wie mit einer normalen kontaktlosen Karte, die Transaktion wird jedoch durch einen Fingerabdruckabgleich autorisiert. Wenn ein Fingerabdruck nicht übereinstimmt, zum Beispiel wenn eine Karte gestohlen wurde, wird die Transaktion nicht genehmigt. Ein entscheidender Vorteil biometrischer Zahlungskarten ist, dass sie Transaktionsbegrenzungen ausschließen. Da die integrierte Technologie die PIN-Prüfung überflüssig macht, entfällt auch die Obergrenze für Zahlungsbeträge. Ermöglicht wird dies durch den Vergleich der gespeicherten Fingerabdruckmuster mit dem auf der Karte gespeicherten Fingerabdruck des Karteninhabers, der dann, wenn er bestätigt ist, an die Verifizierungsmethode des Verbrauchergerätes übermittelt wird. Das entsprechende Terminal autorisiert dann Zahlungen mit höheren Beträgen. Ein weiterer Vorteil solcher Karten ist der Schutz vor Karten- und damit Identitätsdiebstahl. Auch wenn sie noch nicht flächendeckend eingeführt sind, können biometrische Karten die Lebensdauer von Kreditkarten entscheidend verändern. So kombinieren beispielsweise das Visa Ready System und die Mastercard Biometric Card die Chiptechnologie mit Fingerabdrücken, um die Identität des Karteninhabers bei Einkäufen in Geschäften zu überprüfen, während andere Anbieter wie Google Pay neben der Identifizierung per Fingerabdruck auch die Gesichtserkennung für Zahlungen unterstützen.
Dynamischer CVV
Eine weitere Technologie, die eine zusätzliche Sicherheitsebene bietet, ist der dynamische CVV. Anstelle eines statischen drei- oder vierstelligen Codes auf der Vorder- oder Rückseite der Karte wird bei der dynamischen CVV-Technologie in regelmäßigen Abständen ein neuer Code erstellt. Dadurch wird das Risiko, dass statische CVV-Informationen gespeichert oder kompromittiert werden, eliminiert und das Risiko von CNP-Betrug (Card Not Present) erheblich verringert. Es gibt mehrere verschiedene Varianten dieser Technologie: Bei der ersten Variante erhält der Kunde kurz vor Abschluss einer Transaktion eine SMS oder E-Mail mit einem einmaligen PIN-Code. Dieser einmalige Code verfällt, sobald der Kauf abgeschlossen ist oder innerhalb der nächsten Stunden. Für einen erneuten Kauf muss dann ein weiterer einmaliger Code generiert werden, der nur an die für diesen Nutzer registrierte E-Mail-Adresse oder Telefonnummer gesendet wird. Bei der anderen Variante ist ein kleiner elektronischer Bildschirm direkt auf der Rückseite der Karte angebracht. Der Code erscheint dann auf dem kleinen ePaper-Display und ändert sich alle 30 bis 60 Minuten.
Die dynamische CVV-Technologie ist noch relativ neu, und es wird noch einige Zeit dauern, bis sie sich in der Zahlungsbranche durchgesetzt hat. Dennoch ist diese Sicherheitsmaßnahme sehr vielversprechend - zumal der Online-Kreditkartenbetrug auch fast fünf Jahre nach der Einführung des EMV-Standards für Einkäufe in Geschäften weiter zunimmt. Emittenten wie Visa und Mastercard haben bereits Algorithmen für die dynamische CVV-Generierung entwickelt, die von führenden Herstellern unterstützt werden. Auch wenn der dynamische CVV den CNP-Betrug nicht vollständig beseitigen wird, können Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der Verwendung von Kreditkarten, insbesondere bei E-Commerce-Transaktionen, verringert werden.
Credit Card Issuance Platforms
Credit Card Issuance Plattforms sind Plattformen für die Ausgabe von Kreditkarten, die es kartenausgebenden Finanzinstituten und anderen Unternehmen ermöglichen, den Ausgabeprozess zu modernisieren und sowohl den Kartenausgebern als auch den Karteninhabern Sicherheitsvorteile zu bieten. Sie ermöglichen es den Emittenten, digitale Kartenausweise auf die mobilen Geldbörsen der Karteninhaber zu übertragen, die durch virtuelle Karten, Tokenisierung und 3D-Sicherheitsfunktionen zur Betrugsbekämpfung unterstützt werden, sodass die Nutzer ihre Kreditkarten praktisch sofort verwenden können. Bei physischen Kreditkarten wird die Vorlaufzeit für die Kartenausgabe im Vergleich zur herkömmlichen Ausgabe verkürzt, was das Kundenerlebnis verbessert.
Bei diesen Plattformen handelt es sich um „digital first“- oder „digital native“-Angebote, die den Karteninhabern durch Kartenmanagementfunktionen eine erhöhte Kontrolle über den Ausgabeprozess bieten. Emittenten können durch die integrierten Kartenmanagementfunktionen ihre Kartenprogramme optimieren, indem sie beispielsweise weitere Dienstleistungen hinzufügen (zum Beispiel BNPL oder Ratenzahlungspläne, Click to Pay) und die Kartenverarbeitung über eine einzige Lösung verwalten. Diese Plattformen ermöglichen somit in erster Linie die Integration von Zahlungsverkehrs- sowie Kreditkartenprodukten in das Angebot von Nicht-Finanzunternehmen und haben somit eine große Auswirkung auf den Markt.
Für etablierte Finanzinstitute bieten Kartenausgabeplattformen nicht nur die Möglichkeit, ihr bestehendes Angebot zu modernisieren, sondern auch einen effektiveren Wettbewerb mit digitalen Konkurrenten zu führen. Unternehmen nutzen diese Plattformen in der Regel für die Ausgabe von Firmenkreditkarten, bei denen die zentrale Verwaltung der Ausgaben, die Finanzierung und die Integration von Kartenprodukten für die Budgetierung besonders wichtig sind. So können Unternehmen die Ausgaben auf bestimmte Personen, Teams, Händler/Lieferanten oder einen bestimmten Zeitraum beschränken. Über eine zentrale Plattform erhalten die Karten ausgebenden Unternehmen einen besseren Überblick über ihre Daten und können ihr Kartenangebot anpassen.
Für Fintechs und rein digitale Banken ist die Kartenausgabe ein wichtiger Leistungsindikator, da sie den digitalen End-to-End-Vertrieb von einfachen Kreditprodukten besser nutzen können als die etablierten Akteure und in der Lage sind, neue Produkte (kostenlos oder gegen Gebühr) anzubieten.
Marktprognose: Anstieg der über digitale Plattformen ausgegebenen Kreditkarten um 170 Prozent
Die Zahl der Kreditkarten, die über digitale Kartenausgabeplattformen ausgegeben werden, wird laut der Marktprognose von Juniper Research bis 2027 weltweit auf über 321 Millionen ansteigen, verglichen mit 120 Millionen im Jahr 2023. Dieses Wachstum von fast 170 Prozent spiegelt die Nutzung neuer, fortschrittlicher digitaler Funktionen wie beispielsweise digitale Treueprogramme und sofortige Kartenausgabe wider.
Bis 2027 werden weltweit über 9,7 Billionen US-Dollar mit Kreditkarten ausgegeben. Dies bietet Kartenherausgebern eine große Chance, ihr Umsatzwachstum durch die Wahl der optimalen Kreditkartenstrategie zu steigern.
Auch der steigende Wohlstand in den Schwellenländern wird die Akzeptanz von Kreditkarten deutlich erhöhen. Daher sind digitale Kartenausgabeplattformen entscheidend für die Bereitstellung von Kreditangeboten in diesen Märkten, die von mobilen Geldbörsen dominiert werden. In den Schwellenländern wird die Möglichkeit, digitale Karten sofort ausgeben zu können, ein Schlüsselfaktor dafür sein, dass die Nutzer Kreditkarten gegenüber anderen Zahlungsmitteln bevorzugen.