
Laut der Umfrage sind einfach zu bedienende digitale Banking-Apps bei der Wahl einer Bank wichtiger als Marke, Beratung oder Filialnetz.
Ältere entdecken das Online-Banking für sich
Die Digitalisierung von Bankgeschäften ist längst kein Trend mehr, sondern Alltag für die meisten Menschen in Deutschland. Neun von zehn Internetnutzer in Deutschland (90 Prozent) erledigen ihre Bankgeschäfte online. Dies gilt zunehmend auch für die ältere Generation ab 65 Jahren, bei der der Anteil inzwischen bei 80 Prozent liegt. Vor vier Jahren waren es in dieser Altersgruppe erst 60 Prozent. Das sind Ergebnisse einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom, für die 1.002 Personen in Deutschland ab 16 Jahren befragt wurden.
Betrachtet man die Gesamtbevölkerung einschließlich der Nicht-Internetnutzer, so erledigen drei Viertel (76 Prozent) ihre Bankgeschäfte online. Bei den Senioren ab 65 Jahren sind es immerhin 45 Prozent. Zum Vergleich: 2019 besuchten nur 21 Prozent der Senioren eine Online-Bank. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder betont, dass Online-Banking mittlerweile der übliche Weg zur Erledigung von Finanzangelegenheiten sei und die Nutzung kaum noch vom Alter abhänge, sondern vom Zugang zum Internet.
Online-Banking: Potenzial für Banken bei komplexeren Anwendungen
Mit 76 Prozent ist die Nutzung des Online-Bankings zwar im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren (2021: 78 Prozent, 2022: 80 Prozent) leicht zurückgegangen, liegt aber dennoch verglichen mit den Vorjahren (2020: 73 Prozent, 2019: 70 Prozent) weiterhin auf einem hohen Niveau. Die meisten nutzen Online-Banking vor allem, um ihren Kontostand abzufragen und Überweisungen zu tätigen (jeweils 94 Prozent) sowie um Daueraufträge zu verwalten (84 Prozent). Andere Bankfunktionen wie die Verwaltung von Kreditkarten (47 Prozent), Anlage- und Vorsorgeprodukten (29 Prozent) oder die Beantragung von Krediten (18 Prozent) werden seltener genutzt. „Online-Banking hat für die Banken noch großes Potenzial, gerade wenn es um komplexere Anwendungen jenseits des Girokontos geht“, so Rohleder.
Zugang über Smartphone auf dem Vormarsch
Der Zugang zum Online-Banking erfolgt mittlerweile am häufigsten über das Smartphone. 79 Prozent derjenigen, die Online-Banking nutzen, verwenden dafür zumindest gelegentlich ihr Smartphone. Damit liegt das Smartphone erstmals gemeinsam mit dem Laptop, der ebenfalls von 79 Prozent genutzt wird, an erster Stelle. Desktop-PCs folgen mit 46 Prozent und Tablets mit 43 Prozent. Vor allem bei der jüngeren Generation (16 bis 29 Jahre) ist die Smartphone-Nutzung für Online-Banking besonders beliebt (89 Prozent), gefolgt von den 30- bis 49-Jährigen mit 81 Prozent und den 50- bis 64-Jährigen mit 83 Prozent. Aber auch bei den über 65-Jährigen nutzen immerhin 60 Prozent das Smartphone hin und wieder für das Online-Banking.
Digitale Angebote eines der wichtigsten Kriterien bei der Bankenwahl
Für die meisten Menschen in Deutschland ist das Online-Banking der wichtigste Kontakt zu ihrer Bank. 38 Prozent nutzen es ausschließlich, 43 Prozent überwiegend, gehen aber ab und zu noch in eine Filiale. Umgekehrt nutzen 17 Prozent nur ab und zu Online-Banking und gehen überwiegend in die Filiale. Dementsprechend sind digitale Angebote mittlerweile für die meisten Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Bank. So legen rund drei Viertel (72 Prozent) der Befragten Wert auf eine benutzerfreundliche Online-Banking-App, 70 Prozent auf eine breite Angebotspalette im Online-Banking und 58 Prozent auf die Möglichkeit, mobile Bezahlverfahren wie Apple Pay oder Google Pay zu nutzen. Diese Aspekte sind laut Umfrage wichtiger als beispielsweise die Höhe der Tagesgeldzinsen (56 Prozent), eine bekannte Marke (48 Prozent), die persönliche Beratung (46 Prozent), Kundenbindungsprogramme wie Punkte oder Prämien (43 Prozent) oder ein dichtes Filialnetz (40 Prozent). Dennoch bleiben die Höhe der Gebühren (98 Prozent), die Höhe der Einlagensicherung (97 Prozent), die Möglichkeit, an zahlreichen Geldautomaten kostenlos abzuheben (88 Prozent), das Engagement für Nachhaltigkeit (88 Prozent), der kostenlose Zugang zu Bargeld im Ausland (84 Prozent) sowie das Herkunftsland der Bank (74 Prozent) die wichtigsten Kriterien bei der Wahl einer Bank.
Bankenpleiten, steigende Zinsen und Inflationsrate macht Verbrauchern Sorgen
Auch die Sicherheit des eigenen Geldes ist für die große Mehrheit besonders wichtig, gerade in Zeiten von Bankenpleiten und steigenden Zinsen, die viele Menschen verunsichern. Dabei erschwert die steigende Inflationsrate für mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) das Sparen, während rund zwei Drittel (63 Prozent) Angst vor einer Banken- und Finanzkrise haben. Um im Krisenfall besser abgesichert zu sein, haben 67 Prozent ihr Geld bereits auf mehrere Konten verteilt oder wollen dies tun. Zudem würden 66 Prozent ihr Geld sofort abheben oder zu einer anderen Bank transferieren, wenn es Gerüchte über eine Krise bei ihrer Bank gäbe.
Loyalität im Bankensektor nimmt ab
Nicht nur in Krisenzeiten wechseln immer mehr Kunden ihre Hauptbankverbindung. Im vergangenen Jahr haben 55 Prozent der Personen, die mindestens ein Bankkonto besitzen, das hauptsächlich genutzte Konto gewechselt. Vor einem Jahr waren es noch 51 Prozent und vor fünf Jahren nur 35 Prozent. Dabei haben sieben Prozent der Befragten sogar fünfmal oder öfter die Hauptbankverbindung gewechselt, 24 Prozent viermal, 42 Prozent dreimal, 13 Prozent zweimal und 11 Prozent einmal. Ein Grund für den Wechsel ist häufig ein besseres digitales Angebot der neuen Bank. 36 Prozent derjenigen, die bereits die kontoführende Bank gewechselt haben, gaben dies als Grund an. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 54 Prozent.
Wettbewerbsdruck für etablierte Banken wächst durch Tech-Firmen
Die etablierten Banken sehen sich zudem einem wachsenden Wettbewerbsdruck durch digitale Unternehmen wie Amazon, Apple oder Google ausgesetzt. 41 Prozent aller Menschen in Deutschland können sich vorstellen, ein Girokonto bei einem solchen Unternehmen zu eröffnen. Bei den 16- bis 29-Jährigen sind es sogar 55 Prozent. Auch Tech-Startups sind als alternative Anbieter für 31 Prozent der Befragten eine Option, bei den Jüngeren sind es sogar 43 Prozent. „Gerade Tech-Startups können für Banken nicht nur Wettbewerber sein, sondern auch wichtige Kooperationspartner. Unsere starke FinTech-Szene bietet beste Chancen für den Banking-Standort Deutschland“, sagt Rohleder.
Insgesamt lässt die Zufriedenheit der Kunden mit dem digitalen Angebot der deutschen Banken zu wünschen übrig. Laut der Umfrage bewerten die Kunden das Angebot insgesamt nur mit der Note "befriedigend" (3,1). Die Erledigung von Finanzangelegenheiten solle für Kunden einfach, sicher und mobil online möglich sein. Im Idealfall solle Online-Banking sogar Spaß machen, so Experte Rohleder.