Digitaler Rückstand: Banken kämpfen um Kreditkarten-Kunden

Banken auf dem Prüfstand: Kreditkarten-Onboarding in Deutschland hinkt Digital-Trends hinterher

Die digitale Eröffnung von Kreditkarten ohne Girokonto steht in Deutschland vor Herausforderungen, die vor allem junge Kunden betreffen. Eine Analyse von digit.cologne von neun Banken zeigt bestehende Defizite im Onboarding-Prozess auf.

Kreditkarten-Onboarding in Deutschland
Kreditkarten-Onboarding in Deutschland © Imago/Westen61

Defizite im digitalen Onboarding-Prozess für Kreditkarten ohne Girokonto könnten den Markt vor allem für junge Kunden beeinflussen. Eine Analyse von neun Banken gibt Einblick in die aktuellen Herausforderungen.

Kreditkarten-Onboarding 2024

Digit.cologne, eine auf Finanzdienstleistungen spezialisierte Digitalisierungsberatung, hat insgesamt neun Kreditkarten unter die Lupe genommen. Im Fokus stand das Kreditkarten-Onboarding 2024, insbesondere die digitalen Herausforderungen bei der Eröffnung einer Kreditkarte ohne Wechsel des Girokontos. Die Studie beleuchtet Defizite im Onboarding-Prozess bei folgenden Banken: TF Bank, Hanseatic Bank, Consors Finanz, Postbank, Barclays, TargobankAdvanzia und Santander. Dabei konnten folgende Probleme festgestellt werden:

Kein App-Onboarding und zu viele Informationen

Nur wenige Geldhäuser bieten Kreditkarten ohne Girokonto an. Besonders auffällig ist, dass keine der betrachteten Banken ein digitales Onboarding in ihrer App ermöglicht. Dies könnte insbesondere junge Kunden abschrecken, die die App als zentrales Tool für ihre Bankgeschäfte nutzen. Neobanken bieten dabei beispielsweise alle ein App-Onboarding an.

Wettlauf um Neukunden und Datenhunger der Banken

Im Internet ist die Konkurrenz nur einen Klick entfernt und Kreditkarten-Onboarding wird zur Wissenschaft. Die Analyse zeigt, dass Banken ihre Prozesse verbessern müssen, um schnellere Kreditkartenabschlüsse und weniger Datenanforderungen zu gewährleisten. Die Datenanforderungen der Banken sind sehr unterschiedlich, und der Umgang mit Annahmen könnte die Konversion verbessern. Dabei reicht die Anzahl der Klicks bis zur Antragsstrecke von einem Klick bei Consors Finanz bis zu 5 Klicks bei Santander.

Datenhunger der Banken oder einfach unersättlich

Die Notwendigkeit vieler abgefragter Daten wird in Frage gestellt, da oft Informationen abgefragt werden, die für den Produktkauf nicht zwingend erforderlich sind. Die Nutzung von Auskunfteien wie der Schufa führt zu übermäßigen Datenabfragen, die nicht immer notwendig sind. Die TF Bank verlangt bei Beantragung mit 16 erforderlichen Angaben am wenigsten Informationen vom Interessenten, während die Targobank 36 Kundenangaben bei der Eröffnung als Pflichtfeld kennzeichnet.

Digitalisierung als Kundenwunsch und zur Senkung der Prozesskosten

Kunden erwarten vollständig digitale Prozesse, während Banken von der Digitalisierung profitieren können, um ihre Prozesskosten zu senken. Eine effiziente Erreichbarkeit neuer Kunden, eine klare Identifikation und schnelle Produktentscheidungen sind dabei entscheidend.

Margenausweitung und Veredelung von Vertriebskontakten

Einige Banken versuchen, im Antragsprozess Zusatzprodukte zu verkaufen, um die Marge zu erhöhen. Versicherungen sind dabei ein beliebtes Mittel. Eine aktive und strukturierte Nachverfolgung von Abbrechern und Nicht-Antragstellern ist ratsam, um die Konversion zu erhöhen.

 

Die Analyse zeigt, dass einige Kreditkarten-Onboarding-Prozesse in Deutschland noch nicht überzeugen können. Spezialisierte Anbieter zeigen sich digital leistungsfähiger, während etablierte Banken mit zu vielen Klicks und Datenabfragen die Conversion gefährden. Der fehlende Digitalisierungsgrad und der Verzicht auf den Kreditkartenkauf in der App könnten dazu führen, dass Banken Marktanteile an innovative Wettbewerber verlieren.

Felicitas Schäfer

100 Kreditkarten im Vergleich

Worauf legen Sie bei Kreditkarten Wert?

Top-Ratgeber-Themen

Aktuelle Ratgeber-Themen