
Während Bargeldzahlungen weiter zurückgehen, verzeichnen Debitkarten das stärkste Wachstum und die Girocard bleibt weiterhin das führende Zahlungsmittel.
Zahlungsverhalten nach Corona: Kartenzahlungen dominieren weiterhin im deutschen Einzelhandel
In den Jahren der Corona-Pandemie haben sich die Zahlungsgewohnheiten der deutschen Verbraucher stark verändert, eine Entwicklung, die auch nach der Pandemie anhält. Die meisten Verbraucher zahlen am liebsten mit der Karte. Das ist das Ergebnis der EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2024“.
Erstmals wurde im stationären Einzelhandel in Deutschland ein Gesamtumsatz von 300 Milliarden Euro durch Kartenzahlungen erreicht. „Die erheblichen Anteilsgewinne, die während Corona zu verzeichnen waren, werden aktuell noch weiter ausgebaut, in einem stärkeren Umfang als in den Jahren vor der Pandemie“, so Horst Rüter, Mitglied der Geschäftsleitung und Zahlungsverkehrsexperte beim EHI, anlässlich des diesjährigen Payment-Kongresses in Bonn mit über 600 Teilnehmern.
Verteilung der Zahlungsarten im stationären Einzelhandel
Der Bargeldanteil am Gesamtumsatz des deutschen Einzelhandels, der unter anderem inflationsbedingt von 465 auf 485 Milliarden Euro stark gestiegen ist, ist im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um weitere 0,2 Prozentpunkte auf 35,5 Prozent gesunken. Dabei wurden 172 Milliarden Euro bar an der Kasse bezahlt. Der Umsatz mit Kartenzahlungen stieg dagegen auf fast 300 Milliarden Euro und machte damit 61,8 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Lediglich 2,1 Prozent entfielen auf Rechnungs- und Finanzkäufe, der Rest auf andere Zahlungsmittel wie beispielsweise Gutscheine.

Girocard dominiert weiterhin den Markt, Debitkarten wachsen am stärksten
Unter den verschiedenen Karten ist die Girocard mit einem Anteil von 42,4 Prozent am Gesamtumsatz führend. Die klassischen Kreditkarten erreichen 8,6 Prozent, die neuen Debit-Varianten 4,1 Prozent. Trotz der Zurückhaltung einiger Händler verzeichnen Debitkarten das stärkste Wachstum: Ihr Marktanteil lag im Vorjahr noch bei 2,9 Prozent. Das ebenfalls auf der Girocard basierende SEPA-Lastschriftverfahren bleibt im Vergleich zum Vorjahr konstant bei einem Anteil von 6,1 Prozent. Nach technischen Pannen im Jahr 2022, die zu einem Terminalausfall führten, wurde das Lastschriftverfahren von vielen großen Händlern als Notlösung genutzt. Nach dem Jahr 2022 haben mehrere große Einzelhändler das Lastschriftverfahren beibehalten und weiterhin genutzt.
Transaktionszahlen im Einzelhandel nähern sich Vor-Corona-Niveau
Die Zahl der Transaktionen ist gestiegen, was zeigt, dass die Kunden den stationären Einzelhandel mit seinen sozialen Interaktionen wieder verstärkt nutzen. Nach dem Tiefststand im Jahr 2021 mit 16,6 Milliarden Einkäufen stiegen die Zahlen 2022 auf 17,9 Milliarden und erreichten 2023 mit einem Sprung auf 19,55 Milliarden fast wieder das Vor-Corona-Niveau von rund 20 Milliarden Transaktionen pro Jahr. Trotz der steigenden Transaktionen sind die Ausgaben pro Einkauf trotz Inflationseffekte zurückgegangen. Im Jahr 2023 sind die durchschnittlichen Beträge pro Einkauf über alle Zahlungsmittel hinweg gesunken. Gemessen an den Transaktionen ist die Barzahlung führend: Von den insgesamt 19,55 Milliarden Einkäufen wurden 58,3 Prozent bar und 40,4 Prozent mit Karte bezahlt.

Bargeldauszahlung an Kassen weiterhin beliebt
Der Cashback-Service, also die Bargeldauszahlung an der Kasse, erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit und erreichte im Jahr 2023 ein Volumen von 12,31 Milliarden Euro (2022: 10,23 Milliarden Euro). Insbesondere der Lebensmittelhandel, Drogeriemärkte und Baumärkte zahlen rund 13,3 Prozent des eingenommenen Bargelds wieder an ihre Kunden aus. Ein weiterer Rückgang der Bargeldquote dieser Unternehmen, die derzeit zwischen 30 und 35 Prozent liegt, könnte für einige Händler zu Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung dieser Dienstleistung führen. In diesem Szenario wäre es erforderlich, Bargeld nachzukaufen, was angesichts der bereits hohen Gebühren von 17,23 Millionen Euro, die im Jahr 2023 für Cashback an die Banken gezahlt wurden, eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellen würde. Dies könnte für zahlreiche Händler eine nicht länger tragbare Belastung darstellen.
Datenbasis
Die Grundlage der Studie bildeten Daten von 422 Unternehmen, welche zusammen etwa 100.000 Betriebe aus 35 verschiedenen Branchen mit einem Bruttoumsatz von 270,5 Milliarden Euro im Jahr 2023 repräsentieren.